Kennzeichnungsreform jetzt !

Kennzeichnungsreform jetzt !

Ein weiterer „Ohrmarkenbericht“ unseres Uria e.V. Mitglieds Angela Selmeier, München:

„Im November 2013 übernahm ich von einem befreundeten Schafhalter im oberbayerischen Andechs nach dessen Tod zwei trächtige Mutterschafe, die „ordnungsgemäß“ mit Ohrmarken gekennzeichnet waren. Beide brachten Zwillinge zur Welt; so kam ich zu sechs Schafen (wobei ich eines der beiden Mutterschafe inzwischen wegen Krankheit einschläfern lassen musste).

Da ich aus eigener Erfahrung weiß, wie tierquälerisch Ohrmarken sein können, wollte ich bewusst vermeiden, meine Lämmer damit zu belasten. Deshalb hatte ich ursprünglich auch gar nicht vor, sie beim zuständigen Veterinäramt Starnberg anzumelden. Zwei Tierärztinnen überredeten mich dann aber zur Anmeldung, mit der Begründung, falls eine Tierseuche ausbrechen würde, könne es passieren, dass nicht gemeldete und nicht gekennzeichnete Tiere als erstes gekeult werden, falls jemand das Veterinäramt verständigt.

Deshalb beschloss ich schließlich, die Tiere anzumelden und Ohrmarken zu bestellen, die ich aber zunächst nur in der Schublade aufbewahrte. Zusätzlich ließ ich die vier Lämmer von meiner Fachtierärztin elektronisch chippen – als tierfreundlichen Ersatz für das schmerzhafte Einstanzen der Ohrmarken.

Im Oktober 2015 meldete sich das zuständige Veterinäramt Starnberg telefonisch bei mir und teilte mit, dass man erstmals meine Schafhaltung betreffend ordnungsgemäßer Kennzeichnung kontrollieren wolle – es sei eine „Zufallskontrolle“.

Als ich erklärte, dass meine vier Jungschafe aus Tierschutzgründen einen elektronischen Chip statt Ohrmarken hätten, ließ man das nicht gelten. Auch beim Besuch des Amtstierarztes Dr. Gantke und seiner Assistentin Frau Mühl erklärte ich nochmals, dass ich mit Ohrmarken schlechte Erfahrungen gemacht hatte. Dem verstorbenen Schafhalter, von dem ich ursprünglich meine beiden Mutterschafe übernommen hatte, half ich manchmal beim Ohrmarkenstanzen, wobei ich die Schafe festhielt, während er die Ohrmarken einsetzte. Dabei passierte es manchmal, dass ein Schaf sich dabei losriss und daraufhin das Ohr blutig gespalten war. Manche Schafe blieben auch später mit den Ohrmarken am Zaun hängen und verletzten sich dabei das Ohr ebenso – was man auch von vielen anderen Schaf-, Ziegen- und Rinderhaltern hört.

Dr. Gantke und Frau Mühl aber wollten dies nicht gelten lassen; sie bestanden darauf, dass meine Schafe trotzdem Ohrmarken haben müssten. Ich hätte bis Dezember 2015 Zeit, sie einzusetzen.

Als Fördermitglied vom Uria-Verein e.V. bat ich schließlich Herrn Maier, sich mit dem Veterinäramt Starnberg in Verbindung zu setzen, was auch geschah.

Jedoch der Amtstierarzt Dr. Gantke blieb stur und weigerte sich, die ausführlichen Erklärungen von Herrn Maier anzuerkennen.

Ende Dezember 2015 erhielt ich einen Brief von Dr. Gantke, er würde am 19. Januar zur Kontrolle kommen, ob die Ohrmarken drin seien.

Nach Rücksprache mit mehreren Bekannten entschloss ich mich, die Ohrmarken von einem Fachmann einstanzen zu lassen, um weiteren Ärger mit dem Veterinäramt zu vermeiden (Bußgeldbescheide und so weiter).

Ich bat einen Schafhalter, der eine größere Herde hat und nach seinen eigenen Aussagen schon hunderten Schafen mit Erfolg die Ohrmarken einsetzte, auch meine vier Jungschafe mit Ohrmarken zu versehen.

Er war gerne dazu bereit; er sagte, er hätte hierin große Routine und bräuchte meine Hilfe dabei auch nicht.

Deshalb war ich beruhigt und davon überzeugt, dass das Ohrmarkenstanzen bei ihm gut klappen würde.

Jedoch schon beim zweiten Schaf passierte es – Jamuna riss sich während des Stanzens los, mit der Folge, dass ihr Ohr blutig gespalten wurde – wie man auf beigefügten Fotos sieht!

Der Mann war darüber genauso erschrocken wie ich. Dieser Unfall beweist, dass sogar einem Profi ein solches Missgeschick passieren kann, wenn das Tier sich wild wehrt.

Als schließlich Dr. Gantke drei Tage später zur Kontrolle kam, war er sehr betreten, als er von dem Missgeschick erfuhr; es war ihm sehr peinlich, weil er mich ja sozusagen dazu genötigt hatte, meinen Schafen Ohrmarken einstanzen zu lassen.

Mich hat die ganze Sache noch mehr davon überzeugt, dass Ohrmarken Tierquälerei sind und dringend abgeschafft werden müssen, wofür ich mich weiter engagieren möchte!“

 

Angela Selmeier, München